Geschichte

Aus dem Traum, ein Zahnarzt zu werden, ist eine erfolgreiche Schreinerei in St. Moritz geworden. Und damit nicht genug – Karl Rudolf Holinger, Gründer der Schreinerei Holinger, machte die Arvenmöbel des einstigen Engadiner Bauernhandwerks zum Statusinterieur.

Vom Kompromiss zur Leidenschaft: Weil das Geld der Eltern nicht reichte, durfte Karl Rudolf Holinger nicht Zahnarzt werden und absolvierte eine Schreinerlehre. Inspiriert von alten Arvenmöbeln praktizierte er die in Vergessenheit geratene Handwerkskunst der Engadiner Bauern. Und er schwärmte vom immerwährenden Duft der Arvenholzmöbel, dem „Arvenparfüm“ wie er den intensiven Harzduft des Arvenholzes liebevoll nannte. So wurde aus einer anfänglichen beruflichen „Notlösung“ eine grosse Leidenschaft.

Auf Umwegen zum Erfolg: Als Karl Rudolf Holinger 1954 auf der Basler Mustermesse seine ersten Arvenholz-Möbel vorstellte, war das Interesse an seinen Möbeln gering. Doch er liess sich nicht entmutigen – und schon bald wurde er von prominenter Kundschaft aus den St. Moritzer Villas mit Aufträgen überhäuft. Presse und Fernsehen gelobten ihn als traditionstreuen Kunsthandwerker. Obwohl die Anfragen seine Kapazitäten überstiegen, entschied er, als kleines und qualitätsbewusstes Unternehmen zu agieren und nicht zu expandieren. Dies war der Schlüssel zum Erfolg.

Ladengeschäfte für Touristen: Für Touristen unterhielt er zwei Ladengeschäfte in St. Moritz Dorf und Bad. Die Holinger-Stühle, die es darin zu kaufen gab, waren sehr material- und arbeitsaufwendig und daher nicht unter 450 Franken zu haben. Doch wer solch einen Stuhl kaufte, kam oft wieder zurück und wünschte sich eine komplette Einrichtung.

Übernahme durch Peider Holinger: Das traditionelle Handwerk sowie die Leidenschaft zu Holzarbeiten hat Karl Rudolf Holinger seinem Sohn Peider weitergegeben. Bis heute führt Peider Holinger mit seiner Frau die kleine aber feine Schreinerei in St. Moritz Bad.

DAS WÜRZIG DUFTENDE HOLZ DER ARVE
Die Arve, der in Deutschland und Österreich als Zirbelkiefer bezeichnete Nadelbaum, wächst an den oberen Waldgrenzen alpiner Berghänge. Ihr schnelles Wachstum verlangsamt sich erst nach einigen Jahren. Arven können bis zu 300 Jahre alt werden. Das helle, leichte Holz der Arve ist leicht zu schnitzen und die dunklen Astkreise sind ein beliebtes dekoratives Element.
Einheimische Engadiner Bauern haben Arvenholz schon immer gerne verwendet – bis heute ist und bleibt es eines der beliebtesten Engadiner Bau-Materialien.

MEILENSTEINE
1950: Gründung der Schreinerei Holinger von Karl Rudolf Holinger in den alten Gebäuden der Firma Vinzens & Malloth

1954: Erster Besuch von Karl Rudolf Holinger an der Basler Mustermesse mit Arvenholzmöbeln

1957: Kauf der jetzigen Liegenschaft Chesa Madrisa vom Hotel Victoria

1960er Jahre: Eröffnung der Engadiner Werkstube im Dorf beim ehemaligen Casino

1970er Jahre: Eröffnung der Austellung in der Casa Luna St. Moritz Bad

1990: Peider Holinger übernimmt die Schreinerei seines Vaters Karl Rudolf Holinger

2000: Umstellung der Arbeitsvorbereitung auf CAD (computer-aided design bzw. elektronisches Zeichnen)

2006: Die Schreinerei Holinger ist eine der ersten Schreinereien im Engadin mit einer CNC Maschine (Maschine, zur automatischen Herstellung von präzisen und komplexen Formen anhand von Computer-Programmen).